Was ist Sextortion?
Der Begriff „Sextortion“ (zusammengesetzt aus „Sex“ und „Extortion“) bezeichnet eine Art von Erpressung, bei der eine Person Ihnen damit droht, private und intime Aufnahmen weiterzugeben oder zu veröffentlichen. Um dem zu entgehen, müssen Sie der Person sexuelle Bilder senden, sexuelle Gefälligkeiten erbringen oder Geld bezahlen. Sextortion ist ein schweres Verbrechen, bei dem die Opfer durch Tricks oder Druck dazu gebracht werden, private sexuelle Bilder oder Videos zu senden.
Sexuelle Erpresser nehmen oft Menschen ins Visier, die sexuell explizite Inhalte von sich selbst streamen oder posten. Die Täter nutzen gefälschte Konten und andere Social-Engineering-Tricks, um sich Vertrauen zu erschleichen und so an kompromittierende Bilder oder Videos zu gelangen. Dann drohen sie mit dem Veröffentlichen dieser Inhalte, es sei denn, das Opfer sendet ihnen noch mehr davon. Im Extremfall können mit Sextortion sogar sexuelle Handlungen erpresst werden.
Bei einer anderen Form von Sextortion wird das Opfer gezwungen, sexuelle Inhalte zu senden, um gestohlene private Daten zurückzubekommen. Der Angreifer stiehlt die Daten zum Beispiel mithilfe von Spoofing oder Malware und stellt dann Forderungen an das Opfer, das die Daten zurückhaben möchte.
Junge Menschen sind besonders durch Sextortion gefährdet, weil sie sich im Internet in der Regel unbekümmerter verhalten, mehr teilen und Unbekannten leichter vertrauen.
Wie läuft Sextortion ab?
Von Gaming-Plattformen und sozialen Medien bis hin zu Dating- und Video-Chat-Apps gibt es viele Orte, an denen wir persönliche Daten mit anderen Menschen teilen. Genau an diesen Orten besteht das Risiko von Sextortion.
Sexuelle Erpresser gewinnen das Vertrauen ihrer Opfer auf verschiedene Weise. Sie können romantisches Interesse vorheucheln, Komplimente verteilen oder Geld und andere Wertgegenstände anbieten. Sobald das Opfer eingelullt wurde, wird es zum Senden kompromittierender Inhalte verleitet, die vom Täter für Sextortion oder sogar zur Erpressung von Sex genutzt.
Manche Täter gehen noch aggressiver vor und bringen ihre Opfer mit Gewalt oder Drohungen dazu, sexuelle Bilder und Inhalte zu erstellen.
Sextortion erweist sich oft als Teufelskreis. Denn mit dem Erfüllen der Forderungen ist die Erpressung nicht beendet. Nachdem die verlangten Inhalte übergeben wurden, drohen die sexuellen Erpresser mit Veröffentlichung, um noch mehr intime Inhalte zu fordern. Und was mit der Erpressung sexueller Bilder beginnt, kann schnell in eine Erpressung von Sex ausarten.
Beispiele für Sextortion
Sextortion gehört zu den neueren Formen von Online-Kriminalität, nimmt jedoch laufend zu. Weil Technologie eine immer stärkere Vernetzung ermöglicht, steigt das Potenzial für Erpressung. Meldungen über Sextortion sind schockierend, können aber Ihnen und Ihren Angehörigen verdeutlichen, wie sexuelle Erpresser vorgehen und wie Sie sich vor ihnen schützen können.
Die folgenden beiden Fälle von Sextortion sorgten in den letzten Jahren für Aufsehen:
Richard Finkbiner
Der 2012 verhaftete Richard Finkbiner besaß mehr als 22.000 Video-Clips aus den Webcam-Aufnahmen junger Menschen in den gesamten USA. Ein Großteil des beschlagnahmten Materials war sexueller Natur.
Finkbiner köderte seine Opfer mithilfe einer anonymen Video-Chat-Website, auf der aufgezeichnete intime Videos anderer Menschen zu sehen waren. Den Opfern wurde vorgemacht, es handle sich um Live-Videos, und sie wurden aufgefordert, ähnliche Inhalte zu senden. Nach dem Erhalt dieser Videos enthüllte Finkbiner sein wahres Gesicht und drohte den Opfern mit Veröffentlichung ihrer Videos – außer sie schickten noch mehr davon.
Finkbiner sendete seinen Opfern gefälschte Screenshots ihrer Videos auf pornografischen Webseiten und drohte ihnen, weitere davon zu „veröffentlichen“, sollten sie seinen Forderungen nicht nachkommen. Außerdem sendete er ihnen Screenshots ihrer Kontakte in sozialen Medien.
Das Alter seiner Opfer reichte von 12 bis 16 Jahren. Letztendlich wurde Finkbiner zu 40 Jahren Haft verurteilt sowie zu einer Geldstrafe von 70.000 USD. Nach seiner Entlassung soll er lebenslang überwacht werden.
David Ernest Otto
David Ernest Otto wurde 2019 festgenommen, nachdem er minderjährige Mädchen auf beliebten Social-Media-Plattformen dazu gedrängt hatte, ihm sexuell explizite Inhalte zu senden. Mit Komplimenten und Aufmerksamkeit manipulierte Otto seine Opfer so lange, bis sie ihm vertrauten und seinen Forderungen nachkamen.
Otto flog auf, als die Mutter eines Opfers seine Nachrichten auf Instagram fand. Über die IP-Adresse seines Kontos wurde Otto von den Ermittlern ausfindig gemacht. Per Durchsuchungsbefehl konnten die Ermittler mehrere Geräte von Otto sicherstellen, auf denen sich Gespräche mit sechs weiteren Minderjährigen fanden.
Otto wurde zu 15 Jahren Haft im Staatsgefängnis verurteilt und muss nach seiner Entlassung lebenslang überwacht werden.
Wie reagiere ich auf Sextortion?
Sextortion kann zu einem traumatischen Erlebnis werden. Der Vorfall kann für das Opfer und seine Angehörigen schwerwiegende Folgen haben. Manche Opfer von Sextortion erfüllen in ihrer Verzweiflung sogar die Forderungen des Täters, der ihnen dafür ein Ende des Albtraums verspricht.
Aber dieses Nachgeben kann alles noch schlimmer machen, weil nun ein Teufelskreis beginnt. Selbst wenn Sextortion für die Opfer eine schwierige Situation ist, sollten sie sich an bestimmte Leitlinien halten, um den potenziellen Schaden zu begrenzen.
So sollten Sie auf Sextortion, Webcam-Erpressung oder andere Formen von sexueller Erpressung reagieren:
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Brechen Sie jegliche Kommunikation sofort ab.
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Kommen Sie Forderungen nie nach, d. h., senden Sie keine Bilder, Videos oder Geld.
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Behalten Sie Beweise: Namen und Benutzernamen des Verdächtigen, alle Unterhaltungen und Foto-/Video-Material.
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Melden Sie den Sextortion-Vorfall den zuständigen Behörden.
Hinzuziehen einer erwachsenen Vertrauensperson
Wenn Sie im Internet einen Fehler machen, haben Sie es noch lange nicht verdient, dafür erpresst zu werden. Sextortion ist ein schwerwiegendes Verbrechen, und niemand muss sich dafür schämen, wenn er eine Vertrauensperson um Hilfe bittet.
Sprechen Sie mit einem Angehörigen, Freund, Lehrer oder einer anderen Person, der Sie vertrauen. Diese Person kann Ihnen helfen, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um die sexuelle Erpressung zu beenden.
Sexuelle Erpresser leben von der Angst der Menschen, bloßgestellt oder bestraft zu werden. Machen Sie dieses Spielchen nicht mit. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind Sie nicht das einzige Opfer – wenn Sie sich wehren, helfen Sie auch anderen.
Meldung von Sextortion an Online-Dienste
Beliebte Online-Dienste wie Facebook und WhatsApp werden häufig für Sextortion und Erpressung missbraucht. Weil diese Dienste bemüht sind, Sextortion auf ihren Plattformen einen Riegel vorzuschieben, können sie zum Verbündeten werden. Wenn Sie zur Zielscheibe eines sexuellen Erpressers werden, melden Sie das Cyberverbrechen, damit der Täter gestoppt werden kann.
So reagieren Sie auf Sextortion über Facebook:
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Gehen Sie auf die Profilseite des Angreifers, indem Sie danach suchen oder in Ihren Beiträgen darauf klicken.
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Klicken Sie rechts in der Navigationsleiste auf die drei Punkte und wählen Sie Support erhalten oder Seite melden.
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Befolgen Sie die Bildschirmanweisungen, um eine Meldung einzureichen oder sonstiges Feedback zu senden.
So reagieren Sie auf Sextortion über WhatsApp:
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Öffnen Sie WhatsApp und suchen Sie den Chat mit dem Angreifer.
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Tippen Sie oben im Bildschirm auf den Namen, scrollen Sie nach unten und tippen Sie auf Melden.
Nach der Meldung eines Angreifers an WhatsApp erhält das Unternehmen die letzten fünf Nachrichten, die diese Person an Sie gesendet hat, ohne dass der Angreifer darüber benachrichtigt wird. Außerdem erhält WhatsApp die ID des gemeldeten Benutzers sowie Informationen dazu, wann die Nachrichten gesendet wurden.
Anzeige von Sextortion bei der Polizei
Sextortion ist ein ähnliches Verbrechen wie Erpressung, und was die Polizei bei einer Erpressung tun kann, hängt von den Beweisen ab. Ein Fall von Sextortion erfordert also ebenfalls Beweise. Deshalb müssen Sie unbedingt alle Nachrichten, Bilder, Videos und andere Arten der Kommunikation mit dem Täter aufbewahren.
Wenn Sie Sextortion bei der Polizei anzeigen, helfen Ihnen diese Aufzeichnungen dabei, Ihren Fall zu untermauern. Außerdem können die Ermittler den sexuellen Erpresser damit überführen und verhindern, dass ihm künftig weitere Menschen zum Opfer fallen.
Erpressung können Sie eventuell über das Internet bei der Polizei anzeigen – und dasselbe gilt für Sextortion. Nutzen Sie eine Suchmaschine, um eine Polizeidienststelle in Ihrer Nähe zu kontaktieren und herauszufinden, welche Möglichkeiten Sie haben.
Meldung von Sextortion an das FBI
Das Federal Bureau of Investigation (FBI) der Vereinigten Staaten gibt Sextortion eine hohe Priorität – insbesondere bei Fällen mit jungen Menschen. Von einem einzigen Sextortion-Fall können eine ganze Liste nationaler oder sogar internationaler Opfer betroffen sein. Das FBI verfügt über die nötigen Erfahrungen und Ressourcen, um selbst gewiefte sexuelle Erpresser zu stellen.
Melden Sie Sextortion Ihrer örtlichen FBI-Außenstelle oder wählen Sie die folgende gebührenfreie Nummer: 1-800-CALL-FBI. Sextortion-Meldungen an das FBI sind auch online möglich.
So schützen Sie sich vor Sextortion
Um sich vor Sextortion zu schützen, müssen Sie grundlegende Praktiken für Online-Sicherheit und -Privatsphäre einhalten. Die meisten Strategien kennen Sie wahrscheinlich schon. Sexuelle Erpresser haben es oft auf junge Menschen abgesehen, die im Internet noch Anfängerfehler machen. Wenn Sie diese Fehler vermeiden und die besten Tools für Internet-Privatsphäre verwenden, sollte Ihnen nichts passieren.
So können Sie sich vor Sextortion schützen:
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Halten Sie Ihre Social-Media-Konten privat: Öffentliche Konten kann jeder anzeigen – also auch sexuelle Erpresser. Und die Inhalte Ihres Kontos können dem Täter die Arbeit erleichtern. Sperren Sie sexuelle Erpresser aus, indem Sie Ihre Konten privat halten.
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Seien Sie vorsichtig, was Sie im Internet teilen: Erst denken, dann online veröffentlichen. Wenn Sie im Internet zu viele Informationen über sich preisgeben, sind Sie für gezielte Sextortion und andere Erpressung anfälliger. Ein privates oder intimes Posting, z. B. ein sexuell anzügliches Foto, kann im Internet die Runde machen und als Bumerang zurückkommen.
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Blockieren oder ignorieren Sie Nachrichten von Fremden: Wenn Sie Nachrichten von unbekannten Personen erhalten, haben diese selten etwas Gutes im Schilde. Blockieren Sie diese Personen unverzüglich, um kein Risiko einzugehen. Sichere Messaging-Apps können helfen, Ihre private Kommunikation abzuschirmen.
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Menschen können ihre Identität fälschen: Gefälschte Konten lassen sich im Handumdrehen erstellen. Vertrauen Sie also nicht jedem, der mit Ihnen Kontakt aufnimmt. Stellen Sie sicher, dass die Identitäten von Personen echt sind, und ignorieren oder blockieren Sie Anfragen, die verdächtig erscheinen.
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Seien Sie auf der Hut, wenn jemand auf einer anderen Plattform kommunizieren möchte: Wenn Sie eine Person auf einer Gaming-Plattform oder in einer App kennenlernen und plötzlich an einen anderen Gesprächsort gelockt werden, sollten Ihre Alarmsirenen schrillen. Seien Sie vorsichtig und senden Sie keine privaten Informationen oder Inhalte.
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Blockieren und melden Sie merkwürdige Anfragen: Wenn Sie seltsame Nachrichten oder Anfragen erhalten, könnte dahinter ein sexueller Erpresser stecken. Blockieren Sie den Benutzer sofort und melden Sie ihn. Minderjährige sollten sich an einen Erwachsenen wenden – schließlich haben sie selbst kein Verbrechen begangen.
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Surfen Sie sicher im Internet: Verwenden Sie zum Surfen im Internet einen der besten sicheren und privaten Browser, damit Sie gegen die vielfältigen Online-Bedrohungen geschützt sind. Private Browser schirmen Ihre digitale Identität ab und tragen dazu bei, dass Ihre Online-Aktivitäten vor neugierigen Blicken verborgen bleiben.
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Verwenden Sie starke Passwörter: Erstellen Sie lange, schwer zu knackende Passwörter oder Passphrasen für alle Ihre Online-Konten. Die Verwendung starker, einzigartiger Passwörter für Ihre verschiedenen Online-Konten gewährleistet, dass Ihre persönlichen Daten sicher bleiben.
So schützen Sie Ihre Kinder vor Sextortion
Kinder begeistern sich für Technologie oft mehr als ihre Eltern. Aber der Schutz Ihrer Kinder vor Sextortion und anderer Cyberkriminalität muss nicht kompliziert sein. Viele Best Practices ähneln den Verhaltensweisen, mit denen Sie Ihre Kinder auch im echten Leben schützen.
Damit Kinder nicht zum Opfer sexueller Erpressung werden, müssen sie die Warnsignale kennen, den Kontakt zu Fremden meiden und sich Ihnen offen anvertrauen.
Weil junge Menschen so viel Zeit auf ihrem Smartphone verbringen, sollten Ihre Kinder die besten Privatsphäre-Apps für Android oder die besten Sicherheits-Apps für iPhones installieren, je nach Art des Geräts.
Lesen Sie unseren umfassenden Leitfaden über den Online-Schutz von Kindern, um geeignete Vorkehrungsmaßnahmen gegen Sextortion zu ergreifen. Damit werden Ihre Kinder auch vor anderen Online-Bedrohungen geschützt.
Schützen Sie sich im Internet mit AVG Antivirus
Prävention ist Ihre beste Strategie gegen Sextortion. Mit den richtigen Maßnahmen wehren Sie Erpressungsversuche gegen sich selbst und Ihre Angehörigen erfolgreich ab. Ein sicherer und privater Browser wie AVG Secure Browser hält Bedrohungen und Cyberkriminelle ab, noch bevor sie eine Chance haben, Ihre persönlichen Daten zu stehlen und Sie damit zu erpressen.
AVG Secure Browser wurde von Sicherheitsexperten speziell mit Blick auf die Privatsphäre entwickelt. Der Browser bietet Bedrohungserkennung in Echtzeit, um Sie vor Identitätsdiebstahl, Phishing-Betrug und anderen Gefahren wie Malware zu schützen. Im Kampf gegen Sextortion und andere Cyberkriminalität können Sie sich auf AVG Secure Browser voll und ganz verlassen.