Akkulaufzeit: nach wie vor die größte Sorge der Smartphone-Nutzer. Selbst High-End-Mobiltelefone (oder auch Laptops) basieren auf Technologien, die seit Jahrzehnten nicht nennenswert verbessert wurden. Deshalb werden uns hunderte von Artikeln über „Möglichkeiten zur Verlängerung der Akkulaufzeit“ an jeder Ecke der Interwebs um die Ohren gehauen.
Aber welche der am häufigsten genannten Tipps sind brauchbar und welche sind Nonsens? Finden wir es heraus.
#1 – Lassen Sie den Akku sich völlig entladen, um seine Laufzeit zu verlängern
Wahrscheinlich einer der schlimmsten kursierenden Mythen über Akkus, der nur bei in den 80er oder 90er Jahren gebräuchlichen Nickel-Cadmium-Akkus Sinn ergibt. Nutzen Sie einen Sony Camcorder oder einen Sega GameGear aus dem Jahr 1993? Die veraltete Regel besagt, dass Sie Ihren Akku vor dem Aufladen vollständig auf 0 % entleeren müssen, sonst entsteht ein „Memory-Effekt", der die Akkulaufzeit verkürzt.
Nun, wenden wir uns der Wahrheit zu. Die heutigen Li-Ionen-Akkus sind davon nicht betroffen und „vergessen“ die volle Kapazität nicht, nur weil Sie Ihr Telefon bei einem Ladestand von 30 %, 50 % oder sogar 97 % anschließen. Wenn dieser Mythos heute noch wahr wäre, würden sowohl mein ein Jahr altes Galaxy S6 als auch mein iPhone 6S wahrscheinlich innerhalb weniger Minuten ihren Geist aufgeben, da ich sie etwa 50-mal täglich aus ihren Ladeschalen nehme, um im Internet zu surfen, Anrufe entgegenzunehmen (was Stunden dauern kann) oder Clips auf YouTube anzusehen.
Lithium-Ionen-Akkus haben eine begrenzte Anzahl von Entladezyklen, in der Regel mehrere tausend, die allerdings erst nach Jahren erreicht ist. Außerdem verhält es sich so: Wenn Sie Ihr Telefon an einem Tag auf 75 % entladen (und wieder auf 75 % aufladen) und am nächsten Tag um 25 % aufladen, haben Sie EINEN Entladezyklus abgeschlossen – nicht zwei.
Abschließendes Urteil: FALSCH
#2 – Entladen Sie den Akku auf 0 %, um die Anzeige des Akkustands zu kalibrieren
Der Mythos lautet: Ihr Handy kann den tatsächlichen Ladestand nur schlecht erkennen. Wenn Sie also zwei eindeutige Marken von 0 % und 100 % vorgeben, erhalten Sie eine genaue Anzeige. Dies liegt daran, dass Li-Ionen-Akkus in Ihrem Telefon und anderen Mobilgeräten mit der Zeit ein Stück ihrer ursprünglichen Kapazität verlieren, wodurch Ihr Betriebssystem Ihnen nicht die korrekte Akkuladung übermittelt.
Um dies zu vermeiden, sollten Sie Ihren Akku alle 2–3 Monate vollständig entleeren und ihn dann vollständig aufladen. Das Betriebssystem erfasst den Kapazitätsverlust und kann den korrekten Ladestand im Bereich zwischen 0–100 % auch dann anzeigen, wenn die tatsächliche Kapazität auf 98 % gesunken ist.
Hinweis: Unser kostenloser AVG Cleaner für Android zeigt auch den aktuellen Akkuzustand an, da er die ursprüngliche Ladekapazität mit der aktuellen Kapazität vergleicht.
Abschließendes Urteil: WAHR
#3 – Verwenden Sie nur Ladegeräte und Kabel, die vom Hersteller Ihres Telefons stammen…
...sonst könnte das Gerät schmelzen!
...sonst wird das Telefon nicht so schnell geladen!
...sonst wird das Telefon launisch und wird erst Sie und dann die gesamte Menschheit versklaven!
Ach ja. Ich habe schon seit Ewigkeiten von diesen Mythen gelesen. Einige davon wurden wahrscheinlich von den Telefonherstellern geschaffen, die Ihnen lieber ihre (teureren) Kabel, Ladegeräte, Docks und drahtlosen Ladepads verkaufen würden. Im Allgemeinen sind Ladegeräte anderer Hersteller ebenso in der Lage, Ihr Telefon aufzuladen, wie die Originalgeräte.
Sie sollten aber auch nicht um jeden Cent feilschen. Ich kann nicht mehr zählen, wie viele 3,99-Euro-Ladegeräte ich an Flughäfen oder kleinen Elektronikläden in Asien gekauft habe, die nach ein paar Wochen nicht mehr funktionieren. Wenn Sie etwas Zuverlässiges möchten, verwenden Sie das Originalkabel, das mit Ihrem Handy geliefert wurde, oder schauen Sie sich die Amazon-Bewertungen an. Wenn ein Ladekabel von einer renommierten Marke hergestellt wird und hunderte von Fünf-Sterne-Bewertungen hat, können Sie nichts falsch machen.
Dies sollten Sie aber beachten: Die neuen USB-C-Kabel bilden eine ungewöhnliche Ausnahme von dieser Regel. Es gibt verschiedene Implementierungen, so neben der offiziellen USB-C-Spezifikation auch eine von OnePlus. Wenn Sie diese vertauschen, können Sie den Akku Ihres Telefons beschädigen.
Abschließendes Urteil: FALSCH (es sei denn, Sie kaufen ein No-Name-Kabel von einem Flohmarkt).
#4 – Stecken Sie Ihr Telefon bei 100 % sofort aus …
...oder es könnte überladen werden! Oder in Flammen aufgehen!
Ein guter Freund von mir hat mein Handy tatsächlich bei 100 % ausgesteckt und behauptet, der Akku würde sonst beschädigt. Sogar einige renommiertere technische Publikationen behaupten, dass dies wahr ist. Ist es aber nicht. Jedes moderne Gerät stoppt oder begrenzt den Stromfluss zu Ihrer Batterie drastisch, sobald diese ihre volle Kapazität erreicht hat, und versorgt einfach nur noch das Gerät selbst.
Allerdings stelle ich fest, dass sich mein Handy bei eingestecktem Ladekabel leicht erwärmt, was sich über einen längeren Zeitraum negativ auf die Hardware auswirken könnte. Aber trotzdem dauert es wahrscheinlich Jahre, bis ein Gerät ausfällt, nur weil es etwas wärmer als gewöhnlich geworden ist.
Abschließendes Urteil: FALSCH
#5 – Vermeiden Sie extreme Hitze und Kälte
Apropos Hitze, das bringt mich zu einem weiteren typischen Akkutipp: Wenn Sie Ihr Telefon bei extremer Hitze oder extremer Kälte verwenden, kann der Akku Schaden nehmen. Dies ist tatsächlich wahr, denn Ionenfluss und chemische Stabilität werden durch starke Temperaturschwankungen und Extreme beeinflusst. Darüber hinaus nimmt die Geschwindigkeit der chemischen Reaktion in Ihrem Li-Ion mit der Temperatur zu, wodurch Wärme entsteht, die dann den Akku weiter abbaut oder sogar das Telefon beschädigt (glücklicherweise haben die Telefone einen eingebauten Mechanismus, um dies zu verhindern: sie schalten sich aus).
Während übermäßig kalte Temperaturen den Akku in der Regel nicht beschädigen, können sie dessen Lebensdauer stark verkürzen. Sie haben vielleicht bemerkt, dass sich Ihr Handy viel schneller entleert, wenn Sie es im Winter im Freien benutzen.
Abschließendes Urteil: WAHR
Als Bonus haben wir zwei weitere Mythen getestet.
Es hat zwar nichts mit dem Akku selbst zu tun, viele Quellen behaupten jedoch, dass sich durch Schließen von Apps und Ausschalten von Funktionen (wie WLAN) die Lebensdauer des Akkus verlängern lässt. Nun, das eine ist wahr, das andere nicht wirklich.
Das Schließen von Apps wirkt sich kaum auf die Akkulaufzeit aus, da Ihr Betriebssystem Anwendungen, die nicht ausgeführt werden, einfach „einfriert“. Außerdem werden durch Schließen mehr Ressourcen (und damit Strom) bei einem späteren Neustart verbraucht.
Das Ausschalten einiger Hardwarefunktionen (wie WLAN, Bluetooth, GPS und 4G) kann jedoch die Akkulaufzeit deutlich verbessern.
Abschließendes Urteil: Falsch (für Apps) und wahr (für Hardware-Funktion)